Das kleine t /// Praxisempfehlung
Zur Abbildung:
Die Abbildung zeigt den typischen Wechselstrich eines Brushpens.
Das obere Wort »Brushtype« ist mit längerem, gewungenem t-Strich sowie mit etwas reduzierte Höhe geschrieben.
Beim unteren Negativ-Beispiel habe ich in der Ausführung des t-Strichs etwas übertrieben, um den Unterschied besser sichtbar zu machen.
In dieser Praxisempfehlung sei mir erlaubt, mich heute für das kleine t einzusetzen. Bedauerlicherweise verbreitet sich eine »Verstümmelung« in rasender Geschwindigkeit und wird mittlerweile fast als normal angesehen.
Die Umsetzung dieses schönen und facettenreichen Buchstabens bietet unendliche viele Variationsmöglichkeiten, ob in der Kalligrafie, im Handlettering, Brushlettering oder Faux Calligraphy.
Durch die Vielfalt der Umsetzungsmöglichkeiten ist die Verlockung verständlicherweise sehr groß, mit diesem zu experimentieren. So kann dieser Buchstabe, wenn er von einer geübten Hand geschrieben oder gezeichnet wurde, zu einem hochästhetischen und markanten Element eines Wortbilds, eines Schriftzugs oder eines ganzen Textes werden.
Bei der nicht geübten Hand und Letterlovern, die sich gerade auf dem Weg zum Handlettering-Künstler befinden, sind zwei »Fehler« leider sehr verbreitet:
1_Der t-Strich als sehr kurze Wellenlinie:
Vielleicht basiert das Setzen einer kurzen Welle als t-Strich auf dem inneren Wunsch, der geraden senkrechten einen Kontrast zu setzen ... oder einen Schnörkel anzubringen. Bei diesem schönen Buchstaben sollte aus schriftgestalterischer Sicht jedoch auf eine kurze Wellenlinie verzichtet werden, gerade wenn Sie mit dem Handlettering beginnen.
Erst wenn die Grundformen und Regeln der Schrift bekannt sind und die Hand eine gewisse Sicherheit hat, sollten Sie diese Regel brechen und mit der Schriftform (dem t-Strich) gestalten oder neue Wege gehen.
2_Die Höhe:
Bitte beachten Sie auch, dass die Höhe des ts niedriger geschrieben/gezeichnet werden sollte, als die Oberlängen der Kleinbuchstaben l, k, f usw. Ein zu hohes T stört die Dynamik und eine ausgewogene Anmutung des Schrift- oder Wortbildes. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Jedoch sollten die Regeln beherrscht werden, bevor Sie mit Ihnen brechen.
Um den Blick zu schulen und Ihr eigenes Handlettering-Repertoire zu erweitern, ist es sehr hilfreich, sich Schriften/Handschriften berühmter Schreibmeister aus den letzten Jahrhunderten unserer wunderbaren Schriftgeschichte anzusehen. Die historischen Formen sind größtenteils bessere Ideengeber für neue, individuelle Buchstabenformen und Kombinationen, als die schwache Kopie, der Kopie, der Kopie ...
Das kleine t und auch die benachbarten Buchstaben werden sich sicher freuen, wenn der ein oder andere Letterlover diese Empfehlung in seinem Lettering berücksichtigt und der Verbreitung des zu hohen »Kurzwellen-ts« Einhalt gebietet.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Petra Beiße